Der 58. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin in Würzburg

Der 58. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin in Würzburg Bild: DEGAM / Antje Boysen 2024

Der 58. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin in Würzburg

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Post-COVID: Prof. Dr. Regine Mößle beim Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin

Post-COVID ist eine der drängendsten Herausforderungen unserer Zeit und betrifft Millionen Menschen weltweit. Die Erkrankung sorgt nicht nur für massives individuelles Leid, sondern stellt auch das Gesundheitssystem vor immense Herausforderungen.

Im Rahmen des Kongresses für Allgemeinmedizin und Familienmedizin in Würzburg präsentierte Prof. Dr. Regine Mößle, Psychologie-Professorin an der IB Hochschule in Stuttgart, die Forschungsergebnisse aus ihrer Post-COVID-Studie, die sie zusammen mit den Psychologie-Studierenden Patricia Alender (B.Sc.) und Helen Dippon (M.Sc.) erarbeitete.

In dem längerfristig angelegten Forschungsprojekt von Prof. Mößle wird in einem ersten Schritt die Zufriedenheit von Post-COVID-Patient*innen in der hausärztlichen Versorgung  unter die Lupe genommen. Wir hatten die Gelegenheit mit Prof. Mößle über ihre Post-COVID-Studie zu sprechen.

Frau Mößle, worum geht es bei Post-COVID?

Von Long- bzw. Post-COVID spricht man, wenn nach einer Infektion mit COVID-19 Symptome weiterbestehen oder neue Symptome auftreten, die im Zusammenhang mit der Erkrankung stehen. Häufige Symptome sind eine krankhafte Erschöpfung mit Belastungsintoleranz, kognitive Einschränkungen, wie z.B. Konzentrations- oder Gedächtnisprobleme, oder Schmerzen. Die Symptomatik kann aber sehr unterschiedlich sein – es sind mehr als 200 Symptome bekannt, die in Rahmen einer Post-COVID-Erkrankung auftreten können. Das verursacht natürlich nicht nur erhebliches Leid und Einschränkungen, sondern auch Unsicherheiten. Betroffene brauchen kompetente Ansprechpartner*innen, die sie begleiten, ihre Beschwerden ernst nehmen und die optimalen therapeutischen Möglichkeiten aufzeigen. Aber Post-COVID stellt auch das Gesundheitssystem vor riesige Herausforderungen: die Erkrankung ist neu, komplex, aus vielen Gründen diagnostisch schwer zu fassen, und es gibt quasi keine evidenzbasierten Behandlungsansätze. Kein Wunder also, dass es immer wieder zu Unzufriedenheit kommt.

Können Sie die Unzufriedenheit der Patient*innen genauer beschreiben?

Patient*innen glauben oft, von Hausärzt*innen nicht umfassend beraten oder unterstützt zu werden. Ein häufig berichtetes Problem ist das Gefühl, dass Beschwerden wie chronische Erschöpfung, kognitive Einschränkungen, Schmerzen oder Atemprobleme nicht ernst genug genommen oder falsch interpretiert werden.

Die oft vielfältigen und schwer fassbaren Symptome von Post COVID führen dazu, dass viele Hausärzt*innen Schwierigkeiten haben, den Patient*innen adäquat zu helfen. Viele Patientinnen gaben an, dass ihre Symptome als Symptome einer psychischen Störung gedeutet wurden, was zu erheblicher Unzufriedenheit und leider auch falschen Behandlungsempfehlungen führte.

Und welche Behandlungen helfen?

Bei chronischer Erschöpfung mit Belastungsintoleranz (Post-exertionelle Malaise) hilft ein vorausschauender und schonender Umgang mit den reduzierten Energiereserven, das Aktivitätenmanagement, auch Pacing genannt. Durch das Einhalten der individuellen Belastungsgrenze können Symptomatik und Krankheitsverlauf verbessert werden. Der Versuch, die Erschöpfung durch immer weitere Aktivierung zu verbessern, führt hingegen in den meisten Fällen zu einer Symptomverschlechterung und erhöht die Gefahr der Chronifizierung.

Was ist Ihr Fazit und wo sehen Sie Verbesserungsbedarf?

Es gibt Verbesserungsbedarf: Das Post-Covid-Syndrom muss als solches erkannt und diagnostiziert werden, um so die richtige Behandlungsmethode wählen zu können. Patient*innen laufen Gefahr, durch eine vorschnelle Diagnosestellung nicht angemessen versorgt zu werden, sodass sich die Symptome verstärken oder gar eine chronische Erkrankung folgt.

Und wie geht es mit der Forschung weiter?

Im nächsten Schritt soll nun der Blick auf die behandelnden Ärzt*innen gerichtet werden: wo liegen aus deren Perspektive Schwierigkeiten, wo sehen sie Veränderungsbedarf, um ihre Patient*innen optimal unterstützen zu können? Diese Daten sollen im kommenden Jahr vorgestellt werden – mit dem Ziel, die Versorgung von Post-COVID-Patient*innen dauerhaft zu verbessern. 

Fazit

Die bisherigen Ergebnisse der Studie machen deutlich, wie wichtig es ist, Post-COVID umfassend zu verstehen und patientenorientierte Ansätze zu entwickeln, um den Betroffenen gerecht zu werden. Eine bessere Zusammenarbeit zwischen Patient*innen und Ärzt*innen sowie eine gezielte Weiterbildung im Umgang mit Post-COVID könnten entscheidende Fortschritte ermöglichen. Wir danken Frau Mößle ganz herzlich für dieses Interview und die wichtigen und interessanten Einblicke!

Prof. Dr. Regine Mößle  ist Professorin im Fachbereich Psychologie und unterrichtet in den Studiengängen Angewandte Psychologie B.Sc. und Psychologie M.Sc.